Der sinnvolle Einsatz von Methoden bei Online-Veranstaltungen

Es ist ja immer wieder erhellend die Perspektive zu wechseln. Wenn ich mich als Trainerin in der Rolle der Teilnehmerin wiederfinde, nehme ich im besten Fall nicht nur inhaltlichen Input mit, sondern auch methodischen. Am inspirierendsten sind dabei natürlich „Fehler“. So erlebte ich z. B.

in einer Coaching-Ausbildung, wie sich ein ansonsten sehr fähiger Dozent mit seinen eigenen Flipcharts selbst ein Bein stellte. Sie waren so unleserlich (auf eine sehr kreative Art), dass sie nicht visuell unterstützten sondern ablenkten. Das Tolle daran? Als Teilnehmerin merkte ich selbst, wie unglaublich unruhig ich wurde, weil ich nicht erkennen konnte, was auf dem Blatt stand. Ich war unaufmerksam und vom Vortrag abgelenkt. Kurz: Ich hörte gar nicht mehr zu. Seitdem achte ich noch einmal mehr darauf, nicht selbst für visuelle (oder andere) Ablenkung zu sorgen UND aufmerksam für Störungen der Teilnehmenden zu sein.

Aber aktuell befassen wir uns ja alle mehr mit Online-Themen. Und hier gibt es jede Menge Input. Ich durfte an so vielen tollen, inspirierenden Trainings teilnehmen. Immer lief im Hintergrund mit, was ich davon für meine eigenen Veranstaltungen mitnehmen könnte. Was passt für meinen Kontext? Was passt für mich? Und natürlich tauchte auch hier die Frage auf, welche „Fehler“ gemacht wurden, und wie ich sie vermeiden konnte.

Nach der anfänglichen „explorativen Phase“, die mehr oder weniger auslotete, was alles online machbar ist und die sehr spannend und erheiternd war (größtenteils auch, weil alle unglaublich offen und verständnisvoll für Dinge waren, die – vorsichtig formuliert – nicht optimal liefen), befinden wir uns inzwischen durchaus in routinierteren Pfaden. Und dabei ist mir ein grundsätzliches Missverständnis aufgefallen: Methoden um der Methoden willen.

So hat sich z. B. herauskristallisiert, dass es die Teilnehmenden aktiviert, wenn man sie in Kleingruppen in so genannte Breakout-Rooms verteilt. Das ist wirklich oft erstaunlich effektiv und bringt schnell eine soziale Nähe selbst, wenn man sich vorher noch gar nicht kennt. Die Betonung liegt auf „oft“. Sinnvoll eingesetzt, sind Breakout-Rooms toll. Aber es gibt verschiedenen Stolpersteine:

  • Der Sinn und Zweck müssen allen Beteiligten klar sein und transparent anmoderiert werden.
    Wenn ich mich auf einmal mit völlig fremden Menschen in einem Raum wiederfinde und keine Ahnung habe, was von mir verlangt wird, ist der Effekt dahin. Und zwar nicht nur für dieses eine Mal.
  • Die Zeit, die den Gruppen zur Verfügung gestellt wird, sollte ebenso transparent sein und gut vorab kalkuliert sein.
    Sowohl zu viel Zeit für eine Mini-Aufgabe, als auch zu wenig Zeit für ein umfangreiches Projekt sind nervig und demotivierend.
  • Die Rhythmisierung muss passen.
    Wenn ich fünfmal hintereinander mit unterschiedlichen Menschen in einen Breakout-Room gewürfelt werden, um jedes Mal eine klitzekleine Gesprächsaufgabe zu erfüllen, bin ich im besten Fall genervt.
  • Der Zeitpunkt des Einsatzes im gesamten Trainingsrahmen.
    Kennlernspielchen in Breakout-Rooms? Nette Idee! Blöd allerdings, wenn sie am Ende des Trainings eingesetzt werden. Auf sowas kommt doch keiner? Doch, gerade erlebt.

Das Fazit? Wie immer, wenn es um den Einsatz von Methoden geht, wirkt die Frage „zu welchem Zweck?“ Wunder. Was ist das Ziel der Methode? Was möchte ich erreichen? Die Leute sollen sich besser kennenlernen. Gut. Welche Möglichkeiten habe ich? Welche Tools möchte ich nutzen? Gerade online sollte man darüber hinaus vorsichtig sein mit dem Einsatz von zu vielen unterschiedlichen Methoden und Tools. Weniger ist oft mehr. Lieber ein Breakout von fünf Minuten zum Kennenlernen, als fünf Breakouts von einer Minute. Es sei denn, mein Thema ist Schnelligkeit…

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