Im Berufsalltag wird mit Lob oft gegeizt. Der alte Spruch „Nicht gemeckert ist genug gelobt“ hallt vielleicht noch in vielen Köpfen nach. Oft halten wir uns mit Lob zurück, weil wir damit automatisch auch bewerten. Und nicht selten steckt die Vorstellung dahinter, dass nur Menschen in einer höheren Position das Recht haben zu loben. Oder wir halten es für selbstverständlich, wenn jemand seinen Job gut macht. Manchmal wir sind selbst so im Tunnel, dass uns gar nicht auffällt, was um uns herum gut läuft.
Aber ist es nicht auch sehr schön, wenn der eigene Einsatz, die eigenen Ideen wertgeschätzt und wahrgenommen werden?
Kürzlich las ich (leider finde ich die Quelle nicht mehr) einen Artikel über Hundeerziehung. Der zentrale Gedanke blieb mir hängen:
Wenn wir Hunde konsequent und ausgiebig loben, wenn sie etwas gut machen, dann stärkt das nicht nur die Beziehung – es sorgt auch dafür, dass sie gerne in unserer Nähe bleiben und motiviert sind, weiterhin ihr Bestes zu geben. Auch dazu gibt es vermutlich unterschiedliche Meinungen. Dennoch: Ich habe darüber nachgedacht, wie das mit dem Lob funktioniert. Nicht nur beim Hund.
Wenn ich mit KI arbeite, bekomme ich ständig nettes Feedback. Meine Ideen werden ausgiebig gelobt, aufgegriffen und weiterentwickelt – das fühlt sich richtig gut an. (Hier bitte Emoji mit unangenehm berührtem Gesichtsausdruck denken) Was läuft hier verkehrt? Und wo läuft es verkehrt? Ist es verkehrt, dass die KI so nett ist oder dass wir es im Arbeitsalltag oft nicht sind? Ich vermute letzteres.
Ich habe mir auf jeden Fall vorgenommen (noch) mehr zu loben. Dazu muss man a) gut beobachten (sonst sieht man ja gar nicht, was man loben kann) und b) Lob so formulieren, dass es kein Gefälle produziert und nicht beliebig wird. Wenn a) umgesetzt wird, fällt b) deutlich leichter. Und ich spreche hier natürlich nicht von einem Lob wie „Gut gemacht“ oder „Weiter so“. Ich spreche davon, gute Ideen aufzugreifen und zu benennen. Davon zurückzumelden, dass man sieht, wie sehr sich jemand einbringt. Als Beispiel.
Je länger ich darüber nachdenke… vielleicht geht’s beim Loben gar nicht (nur) ums Lob als vielmehr um Wahrnehmung? Um ungeteilte Aufmerksamkeit?






